Von Rishikesh nach Nepal
Yoga Retreat und Bardia Nationalpark
Nach unserem Aufenthalt in Varanasi fahren wir 20 Stunden mit dem Nachtzug nach Rishikesh, in den Norden Indiens. Wir haben uns dort für ein 4-tägiges Yoga-Retreat in einem Ashram angemeldet. Auch diese Stadt ist unter den Hindus eine bekannte Pilgerstadt, weil sie am Ganges liegt, der seinen Ursprung in den nahegelegenen Bergen hat. Außerdem wird Rishikesh als “Yoga-Hauptstadt” bezeichnet und auch die Beatles hatten hier in den 60ern einen längeren Aufenthalt, bei dem sie Meditation lernten und der eine produktive Schaffensperiode hervorbrachte.
Unser Tag im Ashram läuft jeden Tag gleich ab: Beginn um 6 Uhr morgens mit einem Tee, dann Yogastunde und Atemübungen (Pranayam), danach Frühstück, Pause, Tee, Meditation, Mittagessen, Pause, Fruchtsaft, Yoga und Pranayam, Tee, Meditation und Abendessen. Wir haben zwischen den Kursen viel Zeit, um die Natur zu genießen und mit “Tiger”, dem Hund, zu spielen oder ihn vom Kühejagen abzuhalten.
Das Essen ist abwechslungsreich und köstlich. Mit den Lehrinhalten, die sehr vom Hinduismus geprägt sind, können wir leider nicht immer so viel anfangen, dennoch ist es eine interessante Erfahrung für uns. Beim Yoga werden wir schon in den ersten zwei Tagen ordentlich gefordert und bei Luki bricht eine Grippe aus, sodass er mehrere Tage Bettruhe halten muss. Wir bleiben nach dem Retreat also noch ein paar Tage in Rishikesh und fahren dann, mit einem Zwischenstopp in der Kleinstadt Rudrapur, weiter nach Nepal.
Bardia Nationalpark Nepal
Über die Plattform Workaway haben wir uns einen Aufenthalt in einem Gästehaus am Rande des Nationalparks organisiert, bei dem wir, laut Beschreibung, im Haus und Garten mithelfen können und dafür Unterkunft und Essen zur Verfügung gestellt bekommen. Wir freuen uns, nach der langen Zeit des Reisens und den doch recht ruhigen letzten Tagen, nun auch mal wieder produktiv sein zu können. Als wir ankommen werden wir aber schnell enttäuscht, da es scheinbar keine Arbeit für uns gibt. Anil, der Besitzer, ist sehr freundlich und meint, wir können hier einfach mal entspannen und die Natur genießen. Essen und Unterkunft bekommen wir trotzdem kostenlos.
Entspannt sind wir aber eigentlich schon ;) und da die Standards der Unterkunft sehr einfach sind, sprich harte Betten, kalte Dusche und fehlende Sauberkeit, können wir es nicht so ganz genießen. Wir merken, dass wir von Österreich doch sehr verwöhnt sind.
Die Umgebung ist aber wirklich sehr schön und es ist interessant einen Einblick in das ländliche Leben in Nepal zu bekommen.
Fast jedes Haus im Dorf hat eine kleine Landwirtschaft mit ein paar Tieren und manche haben auch einen kleinen Shop, bei dem man Kleinigkeiten kaufen kann, oft sind die Häuser aus Lehm gebaut.
Hier werden die domestizierten Elefanten mit den Elefanten aus dem Dschungel gepaart.
Wir machen auch eine Dschungelsafari, bei der wir von einem Guide einen ganzen Tag zu Fuß durch einen kleinen Teil des Nationalparks geführt werden.
Unser Guide sieht es sofort, wir brauchen eine Weile, um das Tier im Gras zu entdecken.
Im Wald ist es angenehm kühl, aber als wir im Grasland umherstreifen und dann nach unserem Mittagessen in der heißen Sonne einen langen Lauf hinlegen müssen, um ein von anderen gesichtetes Nashorn zu erreichen, wird es auch ganz schön anstrengend.
Bei dieser ersten Nashorn-Sichtung können wir uns in sicherer Entfernung hinter dem hohen Gras verstecken, um das Tier beim Baden zu beobachten. Auch das ist schon aufregend, da wir wissen, dass Nashörner sehr gefährlich sein können.
Unsere zweite Begegnung mit einem Nashorn wird nun zu einem richtigen Nervenkitzel und im Nachhinein betrachtet vermutlich nicht ganz ungefährlich. Wir folgen Blutspuren am Wegesrand und sehen ein totes Reh im Wald liegen, das wohl kürzlich von einem Tiger erlegt wurde.
Eigentlich lernt man doch immer, man solle Tiere beim Fressen nicht stören, doch unser Guide empfindet es als gute Gelegenheit, hier einen Tiger zu sehen. Wir schauen also zuerst beim Fluss nach, ob er nach seiner Beutejagd vielleicht etwas trinken möchte. Als wir ihn dort nicht sehen, wandern wir zu dem Platz zurück, wo das Reh lag, und hören es ein Stück zuvor im Gebüsch schon rascheln. Wir bleiben stehen und warten, ob sich das Tier zeigt. Als es immer näher kommt, steigt unser Puls und wir glauben schon, den Tiger im Gebüsch zu sehen. Doch dann hebt das Tier seinen Kopf und wir sehen, dass es ein Nashorn ist, dass in unsere Richtung schaut. Unser Guide sagt “lauft”, und so rennen wir den Pfad ein Stück zurück und stellen erleichtert fest, dass uns das Nashorn nicht gefolgt ist. Wir sind dann auch ganz froh, dass die Safari zu Ende ist und wir heil wieder zurückkommen. Am Ende erzählt unser Guide uns noch eine Geschichte, bei der vor zwei Jahren ein Tourist vor einem Tiger auf einen Baum fliehen musste und ein Guide beim Versuch ihn zu retten, vom Tiger attackiert und verletzt wurde. Gut, dass wir die Geschichte erst jetzt hören…
Am Eingang des Nationalparks befindet sich noch ein kleiner Tierpark, in dem wir die Tiere sicher, hinter einem Zaun, aus der Nähe beobachten können.
Am nächsten Tag reisen wir weiter nach Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals.
Wir steigen abends in den Bus, der uns als sehr komfortabel angekündigt wurde, und kommen 20 Stunden später, völlig erschöpft in Pokhara an. Die Straße, auf der wir fahren, ist so holprig, dass es uns immer wieder mal aus den Sitzen hebt und uns schon alles weh tut.
Wir werden aber belohnt mit einer schönen Unterkunft in einer hübschen Stadt am See, mit Blick ins Himalaya-Gebirge.
Tschüss :)