Vom Schwarzen Meer in den Kaukasus
Nach ruhigeren Tagen am Meer geht es zum Wandern ins Gebirge
Nach unserem Aufenthalt in Kars (Türkei) machen wir uns mit dem Bus auf richtung Georgien. Ohne viel Plan lassen wir uns treiben und kommen so, mit ein paar Mal umsteigen, noch am gleichen Tag nach Batumi in Georgien. Von der langen Fahrt sind wir erschöpft und suchen uns schnell eine Bar wo wir ein Bier genießen und uns noch kurzfristig ein Hostel buchen können. Wir lassen uns von bunten Lichtern in einen kleinen leeren Gastgarten locken. Als uns ein kleines Bier für 7€ verrechnet wird, bemerken wir bald, dass wir uns in einem etwas anderen Etablissement befinden, als wir uns das vorgestellt haben. Als die ersten männlichen Gäste eintreffen und von den Damen des Hauses begrüßt werden, machen wir uns, bepackt mit unseren großen Rucksäcken, schnell wieder aus dem Staub.
Batumi ist eine moderne Stadt am Schwarzen Meer mit vielen Hochhäusern, Casinos, Bars, Restaurants und Menschen, die den Urlaub am Strand genießen. Wir bleiben ein paar Nächte in einem gemütlichen Hostel und genießen die Abkühlung im Meer. Das subtropische Klima macht uns etwas träge und leider bekommen vor unserer Weiterreise beide Magen-Darm-Probleme. Das Essen schmeckt uns zwar gut, ist aber wohl doch noch zu ungewohnt für unsere Mägen.
Wir freuen uns aber schon sehr auf die Berge und so brechen wir trotzdem auf nach Swanetien, eine Region im Norden Georgiens, und beginnen dort unsere Wanderung im großen Kaukasus.
Der Mestia-Ushguli Wanderweg ist knapp 60km lang und es gilt ca. 3000 Höhenmeter zu bewältigen. Dieser Trek ist in Georgien sehr beliebt und viele Touristen fahren zum Wandern in diese Region. Im Bus treffen wir auf andere Reisende und so ergibt es sich, dass wir die nächsten vier Tage gemeinsam in einer Gruppe von 8 Leuten unterwegs sind. Wir sind eine bunt gemischte Truppe, in der jeder aus einem anderen Land kommt (Italien, Niederlande, Ungarn, Wales, Südafrika und Neuseeland). Der Mix aus verschiedenen Kulturen und Persönlichkeiten sorgt für eine lustige und unterhaltsame Zeit.
Bei dieser schönen Umgebung sind anfängliche Knie- und Magenschmerzen schnell vergessen.
Wir kommen bei beeindruckenden Gletschern vorbei, die zu den bis zu 5000m hohen Bergen gehören. Wir selbst wandern auf bis zu knapp 3000m Seehöhe. Wenn die Anstrengung uns besonders zum Schnaufen bringt ist die Ausrede natürlich dann die dünne Bergluft und nicht die fehlende Kondition.
Die Menschen leben hier noch sehr im Einklang mit der Natur und den Tieren.
Wir beschließen die Route in 4 Tagen zu meistern und die Nächte in Gästehäusern zu verbringen. In diesen einfachen Unterkünften wird man meist von der dort lebenden Familie wunderbar versorgt. Nach der Ankunft gibt es eine warme Dusche, anschließend ein großes Abendessen und natürlich ein Bett zum Regenerieren. Das Highlight dieser Aufenthalte ist definitiv das Abendessen, bei welchem man auch mit den Gastgebern ins Gespräch kommt. Es hilft uns sehr, dass einer unserer Gruppe fließend Russisch sprechen kann, wodurch wir Einblicke in das tägliche Leben der Georgier in diesen Bergdörfern erhalten. So verbringen wir einen Tag bei einer Familie die uns besonders gastfreundlich aufnimmt und wir erfahren von den Eltern, dass ihre einzige Tochter dringend medizinische Unterstützung braucht. Diese Art der Therapie gibt es allerdings nicht in Georgien und so musste die Familie vor kurzem nach Istanbul (ca. 30h mit dem Bus) fahren und sie mussten die Behandlung auch selbst zahlen, was eine enorme finanzielle Belastung darstellt. Trotz dieser schweren Umstände ist die Familie uns gegenüber so offenherzig und der Vater trinkt mit uns selbstgemachten Wein und Chacha (Traubenschnaps).
Am vierten Tag erreichen wir müde und zufrieden den Weltkulturerbe-Ort Ushguli. Dieser mit seinen besonders gut erhaltenen Wehrtürmen ist ein toller Ort um die Wanderung abzuschließen.
Zurück nach Mestia, wo wir den Großteil unseres Gepäcks gelassen haben, geht es in einem Kleinbus (Marshrutka). Die Fahrt in diesem viel zu alten und abgenutzten Mitsubishi wird unfreiwillig nochmal zu einem kleinen Abenteuer und das nicht nur weil alle 100m eine Kuh auf der Fahrbahn steht. Die Steigung ist für dieses vollgepackte Gefährt einfach zu viel. Die Nadel der Motortemperaturanzeige nähert sich immer wieder der Warngrenze. Nach 5 Stopps, bei denen der Fahrer den Motor mit Wasser zu kühlen versucht, beginnt es im Innenraum zu qualmen. Als wir dem Fahrer dies leicht panisch mitteilen, antwortet der mit der Ruhe eines georgischen Profi-Marshrutka-Fahrers: “Macht einfach das Fenster auf”. Endlich kommen wir am Ziel an und es schlendert schon der Mechaniker heran um sich die heutige “Kleinigkeit” anzusehen. Für uns war das das Ende unseres Kaukasusaufenthaltes, den wir bestimmt nicht so schnell vergessen werden.
Weiter geht’s in Richtung Tiflis.